tux von Larry Ewing, Simon Budig, Garrett LeSage

Der Umstieg auf Linux

Nach vielen Jahren des Wartens und Probierens bin ich Anfang 2016 auf Linux umgestiegen. Mit Ubuntu und zu Beginn Linux Mint noch auf ein recht Anwender*innenfreundliche Version. Bedarf ein Arch-basiertes Linux auszuprobieren, habe ich bei meinem Produktivsystem bis heute nicht. Manjaro habe ich irgendwann mal auf einem Test-System probiert, steht auch auf der Langzeit-ToDo. Und ich habe mich in fast 10 Jahren auch an Terminalbefehle und Strukturen gewöhnt.

Hardwaremäßig war ich mit Thinkpads (gebrauchte Gerät sind gut und bezahlbar, neu kosten die Geräte, was die Mac-Gemeinde bereit ist für Ihre Hardware auszugeben) schon passend aufgestellt.

Ich habe hier etwas unsortiert eine Erfahrungen und im Zusammenhang mit der Hardware auch Erfahungen von Linux-Installationen auf verschiedensten Geräten im Familien-, Freundes- und Bekannten/Kundenkreis.

Desktop: Gnome

Wichtig war neben einer für mich funktionierenden Oberfläche, dass ich mit meinen Anwendungen weiter arbeiten konnte. Da mir die volle Funktionalität vom Gnome Desktop (ich glaube zu Beginn Version 3) gefiel, habe ich diese irgendwann parallel installiert und nutze diese. Einige die fehlenden Desktop-Icons und den Schreibtisch als Zwischenablage für eine überschaubare Anzahl an Dateien zu nutzen, musste ich mit einer Gnome-Erweiterung lösen. Bis ich an diesem Punkt war hat es aber ein bis 1,5 Jahre gedauert.

Windows-ähnlicherer Desktop: Mint/Cinnamon

Wer es Windows-ähnlicher will ist mit Cinnamon und Linux Mint wirklich sehr gut bedient.

Büro- und Standardanwendungen

Da ich bereits unter Windows LibreOffice, Filezilla, Firefox, Gimp, Inkscape (mehr oder weniger intensiv) nutzte, war der Umstieg an vielen Stellen sehr einfach. Für einige Nutzungsfälle von Irfanview mussten Alternative gefunden werden (weniger für den Bildbetrachter als die automatisierter Stapelverarbeitung von Bildern).

Gemütlicher war von Anfang an der interne Software-Manager mit dem Anwenderprogramme einfach installiert und vor allem aktualisiert werden können. Etwas das unter MS-Windows nur fürs Monopol-Office und innerhalb einiger Programme wie Browserns funktioniert.

(Ubuntu) LTS

Da ich zwar das System nicht ständig aktualisieren will, nutze ich eine LTS Version. Diese besondere Version (bei Ubuntu) ist eine Version die länger mit Sicherheits-Update etc. versorgt wird, um sie produktiv weiter zu nutzen. Wenn ihr nur die Büro-Anwendungen oben nutzt und keine speziellen kleinen Tools etc. sollte es auch mit normalen, schneller aktualisierenden Versionen laufen. Bei einzelnen Programmen möchte ich aber durchaus auf dem aktuellen Stand sein, deshalb habe ich einige PPA’s (Software-Quellen) für Updates hinzugefügt. Oder auch für Programme, die diese Option anbieten, aber nicht unbedingt im Softwareverzeichnis zu finden sind. Oftmals kleinere Tools.

Zubehör & Periphie

Drucker, Scanner und Co. nutze ich meist gebraucht erworbene Geräte, der alte Scanner wurde bereits von Windows7 in der 64 Bit Version nicht mehr unterstützt. Bei den Druckern geht es meist ohne Probleme. Bei einem Bekannten musste ich via Terminal einmal die Treiber für einen Samsung-Drucker installieren (der Scanner lief sofort), aber seitdem keine Probleme. Und im Verein haben wir einen 12 Jahre alten Canon MFG, dem man auch einmal mit einem kleinen Treiber nachhelfen muss, dann läufts. Auch ein älterer Fujitsu Dokumentenscanner läuft auch im Duplexbetrieb problemlos.

USB Eingabegeräte, Festplatten (auch Partitionsformate), optische Laufwerke an SATA-Adaptern werden erkannt und laufen. Sicher ist für alle Betriebssysteme das Peropherie-Problem kleiner geworden, aber mit jeder Windows-Version (jetzt 11) werden wieder Webcams, Drucker, Scanner nicht laufen. Gerade bei Scannern scheint es einen sehr einfachen Stanard zu geben, der auch ohne (eingestellte) Hersteller-Treiber und Software mit jedem einfachen Tool scannen lässt. Für Windows gibts dann bezahlt-Tools wie VueScan

Alte Hardware – Erfahrungen auf verschiedenen Systemen – Probleme: keine echten.

Diese Lösung habe ich z.B. auf einem mittlerweile bald 10 Jahre alten gemeinschaftlich genutzten PC im Vereinsbüro installiert. Der hat irgendwann eine SSD, etwas RAM als bei der Auslieferung und eine Grafikkarte erhalten (Zufallsfund – der gleiche PC stand eines Tages im Sperrmüll auf der Straße). Für Mails, Browser, Drucken und Co. reicht es. Das Gerät lief von 2012 bis 2022 erst unter Windows und dann Linux.

Als das WindowsXP aus drohte, habe ich bereits beim PC eines älteren Familienmitgliedes ein Mint installiert, da dort wirklich nur Browser, Office und Drucken Anforderung war. Damals glaube ich noch mit einem Tintenstrahldrucker von HP aus den 90er Jahren. Mittlerweile hab ich zwar einen meinen älteren Thinkpads als Ersatz für den PC und einen Kyocera Laserdrucker dort eingerichtet, da beides doch sehr in die Jahre gekommen war und Tintenpisser für seltene Drucke einfach ungeeignet sind und vor ein paar Jahren die aus großen Behörden weiterverkaufte Geräte für 20-40€ zu erhalten waren (mit Toner-Resten für mehrere tausend Seiten).

Im Bekanntenkreis ist aus gleichen Gründen ein (damals hochwertiges) Business-Notebook zum Windows7 aus dem Jahr 2013 seit 2019 ein Mint eingerichtet, der Wechsel auf eine SSD hat noch einmal schöne Effekte gebracht, auch weil die Festplatte mit ersten kaputten Sektoren erste Schäden zeigte.

Selbst auf einem günstigen 17 Zoll-Medion-Gerät mit i3 Prozessor (aber Touch-Screen!) habe ich ein Linux mit Gnome-Desktop zum laufen bekommen, auch hier fand nur ein Upgrade auf eine SSD statt. Die Vorbesitzerin hätte das Gerät nur noch für ein paar Euro bei Rebuy verkaufen können, die neue Besitzerin war zwar nicht direkt auf der Suche, freute sich aber über die Ergänzung zu ihrem mittlerweile sehr alten Tablet als Gerät mit größerem Bildschirm (zum Filme gucken), zum Surfen, Drucken, Webseite-Pflege und Banking.

Wer alte Geräte hat, die aus seiner Sicht noch produktiv genutzt werden kann, darf sich gern mit mir in Verbindung setzten. Gerade wenn ihr einen konkreten Verwendungszweck (für euch, für Kinder/Jugendliche, Vereine und Freunde als Geschenk) im Blick habt, ist es mir eine Freude, die Geräte ein längeres/weiteres Leben zu geben.

TheBat! und Umzug zu Thunderbird

Die ersten Jahre unter Linux nutzte noch mein Mailprogramm TheBat! weiter, da ich es einfach inklusive Archiv seit 2003 durchgehend in Betrieb hatte und auch mehrfach gern die Lizenzgebühren für neue Versionen bezahlte. So war dort ein ganzer Zoo an Filtern und Makros eingerichtet, Archiv und Backup funktionierten und auch PGP war möglich. The Bat! ließ sich aber recht einfach auf PlayonLinux auf einer Wine-Umgebung nutzen. TheBat! ist ein Mailprogramm das sich stark an Outlook orientierte, war aber gerade in den 2000er/2010er-Jahren nicht das Einfallstor diverser Viren und Co., die immer wieder über das MS-„Office-Standard“-Produkt angriffen. Und wenn man eine Mailadresse mit IMAP-Support hat, kann man sich für den Umzug zu Thunderbird auch das Geld für ein Programm sparen, dass die Mailarchive umwandelt und über den Server „umziehen“.

Wenn man also seine Mails aus den letzten 20 Jahren nicht auf dem Server sondern lokal liegen hat und via POP/SMTP synct: Den Account via IMAP auf den Server hochladen und mit Thunderbird wieder herunterladen. Viele meiner Offline-Archiv-Konten habe ich dafür nur temporär in der bestehenden Ordnerstrukturen in TheBat! in ein Transfer-Konto geschoben und in Thunderbird wieder in die lokalen Ordner/Archiv-Konten.

Onlinebanking

Ist einfach ein sehr spezielles Thema. Hier habe ich zu Beginn noch eine Vmware genutzt, da die Software und meine Anforderung (HBCI-Chipkarte) ein Nischenthema ist und entsprechend wenig verbreitete Workarounds wie für Spiele :-). Zum Thema Banking4w habe ich einen getrennten Beitrag verfasst. Ich hatte einfach Glück, da die Software meiner Wahl zufällig jemand auch interessierte und die im Beitrag verlinkten Hilfen und Scripte im Forum teilt. Denn im Vergleich zum Mailprovider stellen Banken die Umsätze nur wenige Monate zur Verfügung, wer da also neben PDF-Kontoauszügen ähnlich den Mails ein Offline-Kontoführung haben will, sollte sich mit Software wie Starmoney, Moneymoney, Banking4 (w für Windows, „a“ auch für Mac erhältlich).

Dieser Softwarebereich ist durch komische, nicht offene Standards bei Banken leider Bastel-Kram auf Linux. Die meisten Menschen nutzen Banking aber mittlerweile vor allem im Webbrowser – hier gibt es unterstützte Lösungen wie Firefox oder auch Chrome (und Chromium – ohne google).

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